Dieser Artikel ist aus der Reihe „Wir stellen uns vor“, in der wir alle Mitarbeiter im Palasthotel einmal vorstellen möchten. Die Interviews hat Ute Mündlein geführt und verschriftlicht, mit der wir ganz besonders gerne zusammen arbeiten. Wir veröffentlichen die Texte „in order of appearance“ der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in der Firma.
„Es ist nie zu spät, man muss es einfach nur machen – und anfangen.“
Dieser Satz fasst das Interview mit Jana ziemlich gut zusammen. Sie war ein Jahr in Australien, hat den Kontinent mit dem Auto umrundet, immerhin 18.000 km, bei tropischer Hitze bei einem Gärtner gearbeitet und danach bei 24 Grad in Melbourne gefroren. Sie hat die Nächte durchgetanzt, Filme gedreht und noch einiges mehr. Und: Jana war vermutlich eines der wenigen Kinder, deren Eltern nicht die Lust am Lesen wecken, sondern vielmehr den Bücherkonsum reduzieren mussten.
Was Jana in Zukunft noch in Angriff nehmen möchte, verrät sie im Interview. Denn es ist nie zu spät, man muss es nur machen – vor allem aber anfangen.
Name: Jana Marie Eggebrecht
Bloggt privat unter: www.hysterie-und-zwang.de
Was machst du bei Palasthotel?
Ich mache von allem ein bisschen: von Frontend-Entwicklung über Backend-Entwicklung, Projektleitung/Kundenkommunikation bis hin zu Online-Shops – sowohl Drupal als auch WordPress. Ich mag die Vielfalt. Manchmal mache ich tagelang „nur“ Theming in WordPress und entwickle dann ein Drupal-Modul. So wird es nie langweilig!
Wie ist dein beruflicher Werdegang?
Ich habe nach dem Abi Medieninformatik & Gestaltung an der Uni und FH Bielefeld studiert. Bereits in der zehnten Klasse habe ich ein Praktikum in einer Werbeagentur gemacht, wo ich ein bisschen in die Arbeit von Gestaltern reinschnuppern konnte. Als Leistungskurs hatte ich dann Informatik, da war der Studiengang die perfekte Mischung für mich.
Während des Studiums habe ich freiberuflich für eine Agentur in Detmold und Hamburg gearbeitet, die hauptsächlich auf Print- und Messewerbung für Möbelhersteller spezialisiert war. Ich habe dort eine kleine Web-Abteilung mit aufgebaut und die ersten Webseiten der Agentur umgesetzt.
Nach dem Bachelorabschluss habe ich an der Uni Bielefeld Interdisziplinäre Medienwissenschaft studiert und mich fast ausschließlich mit Film beschäftigt. Regie, Kamera und Schnitt sowie Konzepte bzw. Drehbuch für Kurzfilme und Imagefilme. Das hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich nebenbei freiberuflich mit einer Kommilitonin zusammen auch einige kleine Filme produziert habe. Mit dabei waren Imagefilme für das Jugendamt Bielefeld bzw. ein Fotoshooting für einen Familienflyer.
Meine Masterarbeit war dann ebenfalls ein Film: Eine Imagedokumentation anlässlich des 40-jährigen Jubiläums der Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft. In diesen Film ist insgesamt ein komplettes Jahr Arbeit geflossen: von Interviewterminen, Archivrecherchen und Drehterminen zum Material sammeln über sechs Monate im Schnittraum bis hin zum Jubiläumsfestakt, bei welchem der Film als eines der Highlights gezeigt wurde. Eine tolle Erfahrung!
Ich bin dann 2013 anlässlich des EMMA-Relaunches ins Palasthotel gekommen, zunächst als Freelancerin und seit Juli 2014 als Festangestellte.
An welchen Projekten hast du bei Palasthotel mitgearbeitet? Welches ist in Erinnerung geblieben und warum?
Der Relaunch von EMMA.de. Da habe ich sehr viel gelernt und unter anderem meine ersten Drupal-Erfahrungen gesammelt – quasi on the fly. Deswegen ist das ein besonderes Projekt für mich, an dem ich auch heute immer noch gerne arbeite.
Außerdem, auch weil es noch sehr frisch ist: der Relaunch des Hermes Newsroom. Dort war ich vom ersten Kundenkontakt über Akquisetreffen und Auftaktworkshop bei allen Projektschritten dabei, was in der Form vorher nie der Fall war. Vielleicht ist es auch deshalb eines meiner Lieblingsprojekte.
Was hast du sonst noch so entwickelt? Gerne auch private Projekte.
Für die Tanzschule, in der ich 13 Jahre getanzt und gearbeitet habe, habe ich das komplette Corporate Design neu gemacht und alle Flyer, Plakate etc. neu gestaltet. Es war toll zu sehen, wie sich die Außenwirkung dadurch verändert hat und wie die Anmeldezahlen durch ein ästhetischeres und professionelleres Erscheinungsbild messbar nach oben gingen.
Auf welche Tools willst du nicht mehr verzichten?
Butler! Seit Enno Butler entwickelt hat, ist Vieles sehr viel einfacher geworden. Ansonsten benutze ich weiterhin Coda, weil ich die schlichte, übersichtliche Optik mag. Ein weiteres Lieblingstool seit einiger Zeit: dash. Damit kann man sich beispielsweise kleine Code-Schnipsel inkl. Platzhalter abspeichern und mit Hilfe von Shortcuts bzw. bestimmten Buchstaben-Kombinationen direkt darauf zugreifen. So habe ich schon eine Menge Tipparbeit gespart.
Was würdest du gerne mal tun, beruflich, privat?
Irgendwann will ich mal wieder einen Film machen. Privat möchte ich einen Van kaufen, ihn selbst ausbauen und damit die Welt bereisen. Außerdem auf der Wunschliste: ein Instrument lernen!
Welches Instrument?
Gitarre oder Klavier. Gitarre am ehesten, weil man damit am Lagerfeuer sitzen und Sachen begleiten kann.
Warum überhaupt ein Instrument?
Ich liebe Musik und würde mich auch als musikalisch bezeichnen. Außerdem ist Musik machen eine schöne Möglichkeit sich auszudrücken. Wenn man es denn kann.
Als Kind hatte ich leider nie die Gelegenheit, es richtig zu lernen. Ich hatte ein Keyboard und mir selbst Sachen beigebracht, dazu Blockflöte in der Schule, aber mehr nicht. Irgendwann dachte ich, jetzt ist es zu spät. Aber inzwischen bin ich überzeugt: Es ist nie zu spät, man muss es einfach nur machen – und anfangen!
Du warst ein halbes Jahr in Australien. Was hast du da gemacht? Was ist dir besonders in Erinnerung geblieben?
Ich bin mit einer Freundin zusammen mit dem Work-&-Travel-Visum nach dem Masterabschluss nach Australien gegangen. Wir haben vorher keinerlei Pläne gemacht, außer, dass wir einen Flug nach Melbourne gebucht hatten. Dort sind wir dann gestartet, haben ein Auto gekauft und sind losgefahren. Erst mal einfach drauf los, irgendwann kam dann die Idee auf, den Kontinent einmal an der Küste entlang zu umrunden. Der Weg war das Ziel. Nach vier oder fünf Monaten und 18.000 km waren wir tatsächlich einmal rum und hatten eine Wahnsinnszeit. Wir haben unfassbare Landschaften und Nationalparks gesehen, tolle Leute getroffen und viel erlebt.
Die beste Erfahrung dabei war zu merken, mit wie wenig man auskommt – sowohl finanziell als auch materiell. Wie befreiend so ein Leben sein kann. Wir hatten ja beide nur das dabei, was in einen Rucksack passt und noch ein paar Küchenutensilien sowie ein Zelt im Auto. Weder zu wissen, wo man die nächste Nacht schlafen wird, noch, wo einen die Reise generell so hinführt. Das ist eine sehr spannende Erfahrung.
Für die letzten acht Wochen war ich im Norden, in Broome (= Tropen). Dort habe ich bei einem Gärtner gearbeitet, Rasen gemäht, Mango-Bäume und Palmen beschnitten und Bewässerungssysteme geprüft und repariert. Eine krasse Erfahrung, bei 38 Grad und 88 Prozent Luftfeuchtigkeit körperlich schwer zu arbeiten. Man trinkt vier Liter Elektrolytlösung und fünf Liter Wasser am Tag (also neun Liter Flüssigkeit!) und muss trotzdem kein einziges Mal zur Toilette, weil man so unfassbar viel schwitzt. Der Körper braucht etwa zwei Wochen, um sich zu akklimatisieren. Danach ist die Hitze kein Problem mehr. Als ich zurückkam, habe ich bei 24 Grad in Melbourne trotz Fleecejacke gefroren und musste Wollsocken tragen.
Während der Zeit in Australien habe ich übrigens auch gebloggt:
down-under.hysterie-und-zwang.de
Du fährst einfach los und schaust, wie der Tag wird. Das widerspricht ja allem, wie wir in Deutschland groß werden. Wie war es, wieder in das geregelte Leben in Deutschland zurückzukommen?
Es war schon eine Umstellung. Man freut sich zwar auf Zuhause, aber man hat eben auch wieder dieses geregelte Leben, die zahlreichen Verpflichtungen. Es gibt einen Mietvertrag, Versicherungen etc. …
Du kommst zurück und es hat sich irgendwie nichts verändert, aber Du selbst hast Dich verändert. Das lässt sich schwer an bestimmten Punkten festmachen, aber ich habe trotzdem eine Veränderung gespürt. Was ich übrigens schwer beantworten konnte, als mich Leute gefragt haben, war: „Und, wie war’s?“ Viele Erfahrungen, die ich gemacht habe, große wie kleine Momente, lassen sich nicht in einem Satz beantworten.
Wo sollten Leute hin, wenn sie nach Australien fahren? Was sollten sie mal gemacht/gesehen haben?
Mein Highlight war definitiv die Westküste. Sie ist größtenteils nicht besiedelt, es gibt viele National Parks, das Ningaloo Reef und hauptsächlich unberührte Natur. Generell hat mir die Westküste viel besser gefallen als die Ostküste, weil diese sehr touristisch ist.
Ein Hobby von dir ist das Tanzen.
Ich würde fast sagen, Tanzen ist kein Hobby, es ist mein Leben. Ich habe mit 15, wie viele aus meiner Stufe, einen Tanzkurs gemacht und bin da dann sehr drin aufgegangen. Ich war über Jahre quasi jeden Tag in der Tanzschule, um selbst zu tanzen oder als Assistentin der Tanzlehrer mit im Kurs zu stehen und Leuten das Tanzen beizubringen.
Parallel dazu habe ich immer in der Formation mitgetanzt und auf Stadtfesten, Bällen und Hochzeiten an den Wochenenden mehrere Shows getanzt. Durch meinen damaligen Freund bin ich in die Salsaszene in Bielefeld gerutscht und war drei bis vier Mal die Woche ganze Nächte Salsa tanzen. Eine tolle Zeit! Das lässt sich mit dem Studium ganz gut vereinbaren, aber wenn man arbeitet, wird es automatisch weniger exzessiv.
Seit ich in Berlin wohne, war ich noch nicht so oft tanzen, das wird jetzt aber wieder mehr.
Beim Salsa und auch beim Tango mag ich insbesondere, wie sehr man sich aufeinander einlassen muss. Dieses Führen und Folgen. Außerdem, dass man quasi den ganzen Abend mit Menschen tanzt, die man nicht kennt und mit denen man auch oft nicht mal ein Wort wechselt, sondern einfach nur tanzt und es trotzdem funktioniert.
Salsa und Tango sind Sprachen ohne Worte.
Du hörst Musik nur auf Vinyl. Warum eigentlich nur Vinyl?
Das stimmt nicht ganz, nur Zuhause. Und das ist auch erst so, seit ich Marcus kenne. Ich mag den Schritt zurück zum bewussteren Konsumieren von Musik. Das ist anders als bei einer Spotify-Playlist. Du legst bewusst eine Platte auf und wenn die eine Seite zu Ende ist, musst du sie umdrehen.
Von der Qualität her meine ich auch, dass es besser ist, glaube aber nicht, dass ich das unbedingt höre, bei meinem schlechten Verstärker, den ich Zuhause habe.
Deine Top-5-Platten?
Musik ist bei mir ganz stark von Phasen und bestimmten Erinnerungen abhängig. Schwierig, nur wenige auszuwählen …
- Bosse – Taxi
- Phoenix – Wolfgang Amadeus Phoenix
- Shout out Louds – Work
- The National – Boxer
- The Drums – The Drums
- Bloc Party – A Weekend in the City
- Buena Vista Social Club – Buena Vista Social Club
- Casper – Hinterland
Das sind schon acht, und ich könnte stundenlang so weitermachen.
Liest du gerne Blogs? Wenn Ja, welche Blogs sollten andere Leute auch lesen?
Ich lese generell gerne und viel. Als Kind mussten meine Eltern Bücher verstecken. Sie haben immer nur zwei pro Woche freigegeben, weil ich Bücher regelrecht verschlungen habe und sie sonst nicht hinterherkamen mit dem Kaufen. Ich habe dann entweder heimlich die versteckten Bücher gesucht und gelesen, bereits gelesene doppelt und dreifach gelesen, oder die Bücher aus dem Regal meiner Eltern gezogen. Ich lese jetzt viel weniger, dann aber am liebsten analog auf richtigem Papier – ich liebe den Geruch von Büchern in der Hand!
Blogs lese ich eher, um auf dem Laufenden zu bleiben, was die Leute in meinem Umfeld so machen. Ich überfliege alle Blogs der Palasthoteliers und einige Elternblogs, weil ich Kinder sehr mag und mich das Familienleben interessiert. Ansonsten lese ich aber eher Zeitungen.
Du bist jetzt ja schon ein paar Monate in Berlin. Gibt es Plätze oder Kneipen, die du empfehlen kannst?
Einer meiner absoluten Lieblingsorte ist der Märchenbrunnen im Volkspark Friedrichshain. Der ist gleich bei mir um die Ecke und übt mit seinen Statuen, die allesamt ein Märchen der Brüder Grimm darstellen, eine zugleich verzaubernde wie entspannende Wirkung auf mich aus. Man kann mit Besuchern prima „Märchenraten” dort spielen oder einfach allein am Wasser sitzen, fremde Leute beim Raten beobachten und die Seele baumeln lassen.
Mein Lieblingsrestaurant ist das Umami am Wasserturm im Prenzlauer Berg mit unfassbar guter vietnamesisch-thailändischer Fusionsküche und erfrischenden hausgemachten Eistees.
Der Radiosender FluxFM veranstaltet jeden Mittwoch auf der eigenen Spreeterrasse das sogenannte Bergfest. Dort spielt immer irgendeine Band, es gibt jedes Mal andere Streetfood-Angebote und die Location ist einfach der Hammer, direkt auf/an der Spree gegenüber der East Side Gallery. Außerdem: Eintritt frei.
Im Sommer kann ich außerdem eine tolle Badestelle am Nordost-Ufer des Tegeler Sees empfehlen, die ich vermutlich nur mit dem Rad wiederfinden würde. Dort war das Wasser so klar, dass man in einem Meter Tiefe die kleinen Fische an seinen Knöcheln beobachten konnte, und es war kaum etwas los.
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