Dieser Artikel ist aus der Reihe „Wir stellen uns vor“, in der wir alle Mitarbeiter im Palasthotel einmal vorstellen möchten. Die Interviews hat Ute Mündlein geführt und verschriftlicht, mit der wir ganz besonders gerne zusammen arbeiten. Wir veröffentlichen die Texte „in order of appearance“ der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in der Firma.
Wie das Smartphone hilft, bessere Fotos zu machen – Interview mit Julia Krischik
Mathe und Kunst als Leistungskurse – da war es irgendwie logisch, im Studiengang „Medieninformatik und Gestaltung“ zu landen, oder? Eigentlich nicht, zumindest nicht für Julia. Bis zum Abitur war sie weder in der Schule noch außerhalb mit Informatik in Berührung gekommen.
Sie hat aber mehr als aufgeholt und inzwischen sehr viele Projekte in Angriff genommen. Welche, und was sie sich sonst noch vorgenommen hat, verrät sie im Interview.
Julia entwickelt aber nicht nur Software, sondern auch Fotos, zumindest im Studium mal – „das war echt die Hölle“. Im Interview erzählt sie, warum ihre Bilder noch besser geworden sind, seit sie – man höre und staune – mehr mit dem Smartphone fotografiert. Viel Spaß beim Lesen!
Name: Julia Krischik
Bloggt unter: fotos.juliakrischik.de
Was machst du bei Palasthotel?
Zum einen Frontendentwicklung. Das heißt, ich entwickle Themes, schreibe HTML und CSS. Zum anderen aber auch Backenendentwicklung und schreibe zum Beispiel Plugins für unsere Content-Managementsysteme. Außerdem mache ich auch öfter mal ein Design. Ehrlich gesagt habe ich eine kleine Schwäche für JavaScript. Kürzlich habe ich erste Dinge mit React umgesetzt und hatte viel Spaß dabei, weil man ein sehr interaktives Frontend schaffen kann, das wirklich Laune macht, es zu nutzen. Außerdem entwickle ich an unserem Tool Octavius mit, das serverseitig auf NodeJS basiert. Für mich auch eine sehr interessante Technologie.
Wie ist dein beruflicher Werdegang?
Bis kurz vor dem Abi hatte ich überhaupt nicht daran gedacht, Informatik zu studieren. Weder in der Schule noch außerhalb war ich damit in Berührung gekommen. Ich wollte etwas Kreatives machen, wusste aber, dass der Markt für Gestalter schon sehr „überflutet“ ist. Deswegen fand ich die Idee, nebenbei ein zweites Fach zu studieren, interessant. Und mit Mathe und Kunst als Leistungskurse war das irgendwie auch die konsequente Weiterführung. So bin ich dann eher zufällig in den Studiengang „Medieninformatik und Gestaltung“ in Bielefeld gerutscht. Von dem anfänglichen Plan, „ein bisschen was“ neben dem kreativen Part zu studieren, habe ich mich dann schnell verabschiedet. Ich habe sehr viele, sehr technische Kurse belegt, auch weil für mich das Programmieren und das Entwickeln digitaler Produkte häufig ein sehr kreativer Prozess ist – sei es beim Entwickeln von Lösungen für bestimmte Problemstellungen oder bei der Konzeption und Umsetzung von User Interfaces. Nebenbei arbeitete ich zuerst für das Displayinformationssystem der Uni Bielefeld und war später als Werkstudentin in einer Internetagentur. Meine Bachelorarbeit schrieb ich dann bei Marcus. Ich habe einen „Raumdesigner“ entwickelt, mit dem man Räume abbilden und diese mit 3D-Modellen einrichten kann. Für den Master ging ich dann an die Beuth Hochschule für Technik in Berlin. Die Masterarbeit habe ich später bei Palasthotel geschrieben. Thema: A/B-Testing für Octavius.
Kannst du für die Leser kurz erklären, was Octavius ist?
Octavius ist ein Service, den ich vor allem mit Edward zusammen entwickelt habe. Er trackt das Verhalten von Nutzern auf einer Seite. Es wird zum Beispiel aufgezeichnet, wie oft eine Seite angesehen wurde. Aber auch, wie oft Teaser angezeigt und wie häufig diese geklickt wurden. Das Besondere ist, dass diese Daten sofort verfügbar sind. Außerdem geht Octavius sehr verantwortungsvoll mit Nutzerdaten um. Die Daten können später keinem bestimmten Nutzer zugeordnet werden.
Es ist spannend, wie Octavius einem zeigt, dass man nicht immer richtig liegt mit seinen Vermutungen, sondern dass es Sinn macht, Änderungen zu testen.
In meiner Masterarbeit geht es um die Entwicklung eines A/B-Testing-Systems für Octavius, welche Theorie hinter A/B-Tests steckt und wie das System umgesetzt wurde. Natürlich darf man bei der ganzen Optimierung auch das große Ganze nicht aus dem Auge verlieren. Wenn die Nutzer auf Dauer von zu vielversprechenden Überschriften enttäuscht sind, besuchen sie die Seite vielleicht gar nicht mehr. Darauf, und auf viele andere Dinge muss man beim A/B-Testing sehr achten. Auch deshalb war es ein sehr spannendes Thema für meine Masterarbeit.
Natürlich fasziniert mich generell die Frage: Führt eine Änderung an der Seite zum gewünschten Ergebnis? Es gab schon ein paar interessante Ergebnisse, die ich vorher so auch nicht erwartet hatte.
Zum Beispiel?
Wie haben beispielsweise getestet, wie wir mobil die Klicks auf weiterführende Inhalte, die unter einem Artikel angeteasert werden, erhöhen können. Ich hätte erwartet, dass „meistgelesene Artikel“ besser funktionieren. Es hat sich aber gezeigt, dass in diesem Fall Artikel, die ähnliche Schlagwörter haben, häufiger geklickt werden. Es war insofern interessant, als das es einem zeigt, dass man nicht immer richtig liegt mit seinen Vermutungen, sondern dass es sehr oft Sinn macht, Änderungen zu testen.
An welchen Projekten hast du bei Palasthotel noch mitgearbeitet? Welches ist in Erinnerung geblieben und warum?
Besonders in Erinnerung geblieben ist vor allem dekoder (Anm. dekoder übersetzt Beiträge aus den wichtigsten unabhängigen russischen Medien ins Deutsche. Die Plattform wurde 2016 mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet). Einerseits finde ich es bewundernswert, mit welchem Engagement Martin und alle anderen hinter dem Projekt stehen. Aber auch technisch ist es eine tolle Herausforderung gewesen. Das Design ist wirklich außergewöhnlich und bildet zwei verschiedene Arten von Inhalten sehr schön ab, wie ich finde. Das war für das Theming sehr interessant, zumal die Seite auch noch einige technische Finessen ausmachen – wie das Nachladen der Seiteninhalte per Ajax. Andererseits war es auch das erste Drupal, das ich von vorne bis hinten mitgestaltet und zu großen Teilen selbst mitgebaut habe.
Beim Relaunch des Hermes Newsrooms hatte ich die Gelegenheit mit React zu arbeiten. Hier haben wir eine Mediathek umgesetzt, in der verschiedene Pressematerialien gesucht, gefunden und heruntergeladen werden können. Mit React lassen sich mit relativ geringem Aufwand interaktive Features umsetzen, ich finde so etwas kann sich sehr positiv auf das Nutzererlebnis auswirken. Die Mediathek ist dafür ein schönes Beispiel. Insofern und auch in anderen Aspekten ist dieses Projekt auch eine schöne technische Herausforderung gewesen.
Was hast du sonst noch so entwickelt? Gerne auch private Projekte.
Einen „Ticket-Reader“, der die Issues aus allen möglichen Repositories sammelt und auf einer Seite darstellt. Außerdem kann man die Tickets dort priorisieren. Das hilft mir (und inzwischen auch einigen Kollegen) dabei, bei der großen Anzahl an Tickets aus verschiedenen Ticketsystemen nicht den Überblick zu verlieren. Das Tool ist auch eine kleine Spielwiese für mich. Da kann ich Dinge ausprobieren, die man in größeren Projekten nicht einfach so nutzen kann. Hier hatte ich beispielsweise zum allerersten Mal etwas mit React gemacht. Außerdem habe ich ein Android-App für mite entwickelt (mite ist ein Timetracking-Tool, das wir im Palasthotel nutzen zu). Die gibt es sogar im Play-Store. Leider bin ich seit über einem Jahr nicht mehr dazu gekommen, sie zu aktualisieren. Ansonsten sind das oft eher kleinere Sachen, um Technologien auszuprobieren. Ich habe ein Spiel entwickelt (Android), um PhoneGap auszuprobieren. Ein weiteres kleines Spiel habe ich zusammen mit meiner Schwester angefangen (sie hat die Grafiken dafür gemacht), um Unity mal auszuprobieren. Ich habe ja schon meinen Raumplaner erwähnt, den ich im Rahmen der Bachelorarbeit entwickelt habe. Leider ging danach bei mir alles drunter und drüber mit dem Umzug nach Berlin, sodass er nie fertig wurde. Das ist jetzt auch schon ein paar Jahre her, heute würde ich vermutlich schon vieles anders machen!
Was denn?
Der Raumplaner basiert ja auf browserseitig ausgeführten Technologien, vor allem JavaScript. Und das ist sehr unübersichtlich geworden, was das Templating betrifft oder die Logik. Ich würde daher heute ein Framework oder eine Bibliothek verwenden, was das Rendern der Templates erleichtern würde.
Was würdest du gerne mal tun?
Ich würde gerne mal eine Rich-Client-Application in Kombination mit WordPress als Backend mit der neuen API umsetzen. Ich finde die WordPress-API bietet so viele Möglichkeiten. In Kombination mit einem sehr interaktiven Frontend könnte das eine super Sache werden. Unabhängig von der Technik hätte ich auch Lust, ein eigenes, kleines, digitales Produkt zu entwickeln, das auf irgendeine Art für andere nützlich ist. Privat würde ich gerne mit meinem Freund durch die USA reisen, das überlegen wir uns schon seit einiger Zeit. Außerdem eine Reise mit einem Hausboot, vielleicht durch Holland – und mal wieder in die Alpen fahren zum Wandern. Neulich habe ich von einem Graffiti-Kurs in Berlin gelesen. Das fände ich mal spannend. Außerdem gibt es in der Nähe von Berlin das Flaeming-Skate, das ist eine Region, in der es viele gut ausgebaute Wege für Skater gibt. Dort würde ich gerne mal eine mehrtägige Tour auf Rollen machen. Und mein handwerkliches Geschick verbessern. Hier vor allem lernen, Dinge aus Holz zu bauen.
Du fotografierst gerne. Hast du ein Lieblingsbild, auf das du besonders stolz bist?
Ich habe da nicht das eine Lieblingsbild. Alle Bilder, die es auf meine Webseite schaffen, finde ich gut, sonst würde ich sie nicht öffentlich zur Verfügung stellen. Aber ich habe meine Herangehensweise seit einiger Zeit stark verändert. Früher habe ich dort nur Fotos hochgeladen, die ich mit meiner Spiegelreflexkamera in mehr oder weniger aufwändigen „Shootings“ erstellt habe. Obwohl ich am allerliebsten Porträtfotos mache, kostet das auch sehr viel Zeit: Termine koordinieren mit einem „Model“, alle Utensilien organisieren und die Technik vorbereiten.
Ein Farbbild im Labor zu entwickeln ist echt die Hölle. Wir haben für drei Bilder sieben Stunden gebraucht und die ganze Zeit im Dunkeln gesessen.
Ich bin dann irgendwann dazu übergegangen, auch Smartphone-Fotos auf der Seite zu präsentieren. Das hat zwei Dinge bewirkt: Erstens gibt es viel häufiger Neues auf der Seite. Zweitens gehe ich mit viel offeneren Augen durch die Gegend und entdecke immer wieder interessante Fotomotive, ohne täglich die Kamera mitzuschleppen. Das ist auch eine Schulung fürs Auge. 😉 Und ich finde, dass dadurch meine Fotos auch besser geworden sind, einfach weil das Motiv-sehen viel mehr geübt wird. Letzten Sommer habe ich die Hochzeit eines Bekannten fotografiert. Es war super anstrengend, aber das Ergebnis gefällt mir und auch dem Brautpaar. Da bin ich auch ein bisschen stolz drauf.
Wie hat das bei dir mit dem Fotografieren überhaupt angefangen?
Als Schülerin habe ich mir eine etwas bessere Kamera gekauft, damals noch keine Spiegelreflex, und einfach losgelegt. Im Studium konnten wir uns dann Kurse aus verschiedenen Bereichen auswählen, unter anderem aus denen für die zukünftigen Fotografen. Da habe ich auch mal richtig analog fotografiert und vorher das Licht ausgemessen. Die Fotos haben wir hinterher im Labor entwickelt, worüber ich damals ziemlich geflucht habe, auch wenn es eine gute Erfahrung war. Ein Farbbild im Labor zu entwickeln ist echt die Hölle. Wir haben für drei Bilder sieben Stunden gebraucht und die ganze Zeit im Dunkeln gesessen.
Wo holst du dir Inspiration? Bestimmte Künstler? Ausstellungen?
Ich habe keine bekannten Fotografen, deren Arbeit ich regelmäßig verfolge. Auch in Ausstellungen gehe ich nicht so oft. Viel lieber schaue ich auf verschiedenen Portalen vorbei, um mich inspirieren zu lassen. 500px zum Beispiel.
Zum Schluss: Ich habe gehört, dass du unter die Hobbygärtner gegangen bist. Was baust du denn an?
Ich bin im November umgezogen. Seitdem haben wir einen schönen, relativ großen Balkon. Der hat jetzt auch ein paar Blumen. Ein paar Supermarktkräuter habe ich umgetopft, damit sie länger halten, Pflücksalat und Erbsen angepflanzt. Leider sind bei einem starken Regen die Blumenkästen bis obenhin mit Wasser vollgelaufen. Die Erbsen haben das nicht überlebt, der Pflücksalat hat sich aber erholt und ist jetzt endlich erntereif!
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