„Viel bewegen!“ – Interview mit Edward Bock

Edward Bock

Edward Bock

Dieser Artikel ist aus der Reihe „Wir stellen uns vor“, in der wir alle Mitarbeiter im Palasthotel einmal vorstellen möchten. Die Interviews hat Ute Mündlein geführt und verschriftlicht, mit der wir ganz besonders gerne zusammen arbeiten. Wir veröffentlichen die Texte „in order of appearance“ der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in der Firma.

 „Viel bewegen“ –
Interview mit Edward Bock

Die Beschreibung „viel bewegen“ passt bei Edward in vielerlei Hinsicht.

Beispiel Sport: nicht nur ein bisschen Fitnessstudio, sondern CrossFit, bouldern, Workouts, Hindernisläufe und was ihm sonst noch vorgeschlagen wird. Daneben entwickelt er privat zahlreiche eigene Projekte, wie eine Trainingssoftware inkl. Android-App. Die erste Android-App von „SMS von gestern Nacht“ (inzwischen „Chat von gestern Nacht“) stammt übrigens auch von ihm.

Und auch für das Palasthotel gibt er Vollgas. Wenn er nicht mit Grid, Octavius, Server-Kram und App-Entwicklung ausgelastet ist, entwickelt er komplexe WordPress-Plugins für Kundenprojekte. 

Die Liste der Sachen, die er anpackt, wurde während des Interviews immer länger. So lang, dass ich mich, wie vermutlich viele Leser, gefragt habe: Wie schafft er dieses Pensum alleine schon zeitlich? Und woher nimmt er die Energie? Seine Antworten darauf gibt es im Artikel. Nicht nur für Sportbegeisterte interessant. 

Was machst du bei Palasthotel? 

Die Aufgabe, mit der ich ins Palasthotel gekommen bin, war die Entwicklung von Grid 2013 zusammen mit Enno. Das entwickeln wir bis heute auch immer noch weiter. 

Durch die enge Zusammenarbeit mit Enno bin ich im Laufe der letzten drei Jahre zur Stellvertretung der technischen Leitung herangewachsen. Seit 2015 bin ich außerdem maßgeblich an der Entwicklung unseres Octavius-Services beteiligt. In letzter Zeit bekommen wir zunehmend auch App-Aufträge. Die Umsetzung für Android übernehme meist ich.

Wenn ich nicht mit Grid, Octavius, Server-Kram und Android ausgelastet bin, entwickle ich für Kundenprojekte komplexe WordPress-Plugins.

Welche beispielsweise?

Gallery Sharing, das wir für die Musiktitel entwickelt haben (Anm.: Rolling Stone, Metal Hammer, Musikexpress sowie deren Unterseiten ME.OW, me.style, me.URBAN und me.MOVIES). Damit können Galerien über verschiedene WordPress-Instanzen hinweg geteilt werden.

Dann haben wir das „Nodequeues“-Drupal-Modul für WordPress nachgebaut. Das so entstandene „Postqueue“-Plugin liefert Artikel nach einer manuell festgelegten Reihenfolge aus. 

Außerdem noch ein Relation-Management. Bei WordPress sind Posts nur über Kategorien miteinander verbunden. Mit dem Content-Relations-Plugin kann ich Artikel über bestimmte Relationen fest miteinander verbinden, wenn ich beispielsweise dem Post-Type „Künstler“ Inhalte vom Post-Type „Alben“ zuordnen möchte.

(Anm.: Diese und weitere Plugins sind Open Source und bei WordPress.org verfügbar).

Wie ist dein beruflicher Werdegang?

Nach der Schule leistete ich meinen Zivildienst bei Vitos Haina (damals Zentrum für Soziale Psychiatrie Haina) in der EDV-Abteilung ab. Dort habe ich mein Interesse für das Programmieren entdeckt. Im Anschluss daran habe ich wie die meisten meiner Kolleginnen „Medieninformatik und Gestaltung“ studiert. In den ersten zwei Semestern war ich in Marcus’ Kurs „Grundlagen analoger und digitaler Gestaltung“, so wie viele meiner Palasthotel-Kollegen. Da ich mich nicht allzu blöd anstellte, durfte ich ein Praktikum im Digitalkombinat (Anm.: „Vorgänger“ des Palasthotels) machen. Danach arbeitete ich neben dem Studium als Freiberufler dort.

Parallel dazu habe ich verschiedene eigene Ideen umgesetzt. Zum Beispiel Tischrunde. Das war eine Art Doodle, bevor ich Doodle kannte. Außerdem die erste Android-App für chatvongesternnacht.de (damals  noch SMSvongesternnacht.de). Ich las gerne die Dialoge während meiner Zugfahrten in die Heimat, aber es gab keine mobile Ansicht. Kurz: Ich habe viele eigene Ideen umgesetzt, war aber immer schlecht im Vermarkten. 😀

Im Jahr 2012 stieg ich dann als Webdesigner und Entwickler bei Katerkiller ein und baute verschiedene Versionen des Webshops. Dieses kleine Unternehmen vertrieb ein Nahrungsergänzungsmittel. Das nimmt man vor dem Schlafengehen, um dem Kater am nächsten Morgen vorzubeugen. Leider wurde der Name 2015 verboten, aus werberechtlichen Gründen, glaube ich. Seither wird es als „Reboot Brause“ verkauft. Aus Zeitgründen bin ich aber nicht mehr dabei.

An welchen Projekten hast du bei Palasthotel mitgearbeitet? Welches ist in Erinnerung geblieben und warum? 

Ich werde mich immer an die erste Version des Grid-JavaScript-Codes erinnern. Das war einfach eine riesige JavaScript-Datei mit über 3.000 Zeilen, in denen Funktionen definiert waren. Keine Objekte, nichts aufgeteilt. Und das Verblüffendste war, dass es unglaublich stabil und nahezu bugfrei lief. Das wurde im zweiten Schritt refactored und inzwischen ist alles längst fein säuberlich modularisiert.

Zu Beginn saßen Enno und ich uns gegenüber und arbeiteten wie bei einem Ping-Pong-Match. Ich: „Enno, ich brauche einen Endpunkt für das Abholen aller Grid-Revisionen“. Enno nach zehn Minuten: „Endpunkt läuft unter der URL XYZ.“ Das war eine sehr agile Entwicklung und hat superviel Spaß gemacht mit einem wirklich tollen Ergebnis, wie ich finde.

Ansonsten MatchIt, ein Start-up, das die Organisation und Reisezielfindung bis zur Buchung von Gruppenreisen unterstützen wollte. Mein erstes Kundenprojekt, bei dem ich die Projektleitung auf Palasthotel-Seite übernahm. Es hat wirklich Spaß gemacht, die Ideen von Stefan und Alex umzusetzen. Umso trauriger, dass das Start-up leider nicht durchgestartet ist.

Gibt es Tools, die du entwickelt hast? 

So ein cooles Tool, wie das von Enno entwickelte „Butler“, das so vielen Leuten den Arbeitsalltag erleichtert, kann ich leider noch nicht vorweisen. Für meine freiberufliche Tätigkeit habe ich eigene Tools entwickelt, etwa eine Finanzbuchhaltung zum Erstellen und Verwalten von meinen Rechnungen oder ein eigenes Timetracking.

Aktuell sind noch einige in der Entwicklung. Leider fehlt dafür oft die Zeit, um sie wirklich voranzubringen. Dazu gehört eine Art Trainingssoftware für Sport-Workouts, die ich mit meiner Freundin umsetze. Sie besteht aus einem Blog mit einer Auswahl an Workouts sowie einer Android-App mit Timer und Wiederholungszähler. Außerdem arbeite ich mit einem guten Freund an einer Software, die bestimmte Arbeitsvorgänge von Juristen automatisieren soll.

Ich würde auch Octavius dazu zählen. Unser Service, um Zugriffe auf Inhalte und Teaser auszuwerten und was man sonst noch so zählen können wollen könnte. Hier stoße ich immer wieder an Grenzbereiche, die Probleme aufwerfen, die ich so noch nicht behoben habe. Sei es die schiere Datenmenge, die reinkommt und gespeichert werden will. Oder die Masse an Daten, die ausgewertet und sinnvoll ausgeliefert werden möchte. Big Data macht wirklich Spaß. Zum Glück erfahre ich, wie immer, sehr viel Unterstützung in der Firma, in diesem Fall im Besonderen durch Julia und Enno.

Du bist mit Herzblut Android-Entwickler. Welche Apps hast du denn schon entwickelt? 

Mit einem iPhone braucht man mir nicht zu kommen 😀

Für Palasthotel:

– FluxMusic
– Meedia (ist noch in Arbeit)
– EatSmarter
– Klempner-Training
– Dachdecker-Training

Für mich privat oder im Studium:

– NoteMap
– Interaktive Vorlesung
– SMS von gestern Nacht
– X Challenge

Leider war bisher nie ein Spiel dabei. Das steht noch ganz groß auf meiner To-do-Liste. Und wenn es auch nur so etwas Einfaches wie Flappy Bird wäre. 😉

Auf welche Tools willst du nicht mehr verzichten?

PhpStorm mit Butler ist die typische Kombi hier im Haus. Darauf will ich nicht mehr verzichten. Für HTML, CSS, JS-Prototypen nutze ich außerdem sehr, sehr gerne CodeKit zum Aggregieren von JavaScript. Aber das kann Butler sicher auch bald. Für die Android-Entwicklung bin ich froh, dass die Zeit von Eclipse endlich Geschichte ist und Google die Entwicklung von Android Studio wirklich schnell und mit großen Schritten voranbringt.

Für mich am überraschendsten und schockierendsten ist aber, dass ich auf die Shell nicht mehr verzichten möchte. Im Grundstudium mussten wir Shell-Befehle lernen und stumpfe Sachen machen. Es war zwar einfach, aber ich habe es gehasst und mir geschworen, nach diesem Kurs nie wieder die Shell nutzen zu wollen. Wenn man aber erst einmal sinnvolle Dinge damit anstellt und das ganze Betriebssystem nicht nur aus Shell besteht, dann lernt man sie wirklich lieben. So bin ich zur Schande meines „Vor-5-Jahren-Ichs“ zum MacBook-Nutzer geworden.

Ich bin sehr froh, dass das Klima bei uns im Palasthotel es zulässt, alles im Auge zu behalten: Vollgas im Beruf, privates Umfeld und Familie – und viel Sport.

Was würdest du gerne mal tun?

Eigentlich bin ich ziemlich zufrieden, wie es läuft. Mir ist es sehr wichtig, Vollgas im Beruf geben zu können. Genauso aber Zeit für Vollgas im Sport zu haben sowie mein privates Umfeld und den Aufbau einer kleinen Familie (neben der Palasthotel-Familie) nicht zu vernachlässigen.

Von Bekannten und was man so vom Agenturgeschäft im Allgemeinen hört, ist es nicht unüblich, dass die Agentur zum einzigen Lebensinhalt wird. Ich bin sehr froh, dass das Klima bei uns es zulässt, alles im Auge zu behalten. Trotzdem setzt man sich gerne selbst unter Druck und fragt sich, ob man genug für die Firma leistet, gerade weil es bei uns nicht von oben herab befohlen wird, sondern man in einem Boot mit allen gemeinsam sitzt und zusammen paddelt. Da will man nicht das Bremserpaddel sein.

Von Marcus und Enno weiß ich, dass du Sportoholic bist. Welche Sportarten denn? 

Oh ja. Ich würde vermutlich durchdrehen, wenn ich mich nicht mindestens drei bis vier Mal in der Woche komplett auspowere. Ich habe schon ziemlich viel ausprobiert. Im Studium Aikido, bin dann aber zwei Jahre bei Thaiboxen hängen geblieben, weil ich mir nicht so gerne die Arme und Finger umdrehen lassen wollte. Dann habe ich mehrere Jahre im Unifit „gepumpt“, wie man es so schön nennt. 😀

Was mache ich aktuell?

Zweimal pro Woche bin ich beim CrossFit. Außerdem ein- bis zweimal gehe ich bouldern und zwei- bis dreimal mache ich Workouts im Park mit eigenen Trainingsplänen. Hinzu kommen von März bis Oktober pro Monat circa ein Hindernislauf wie Strong Viking, Tough Mudder oder XLETIX

Ich fahre sehr gerne in die Alpen zum Klettern. Das schaffe ich aber nicht öfter als zweimal im Jahr, leider. Einmal im Jahr noch Rafting, Canyoning und ein Urlaub zum Wellenreiten dürfen auch nicht fehlen. Sonst probiere ich sehr gerne alles aus, was mir vorgeschlagen wird. Downhill den Teutoburger Wald hinunter … R. I. P. mein armes, ungeeignetes Fahrrad! Tennis, Badminton, Squash. Im Sommer gehe ich außerdem gerne ins Freibad und schwimme meine Bahnen. Es gibt sicher noch mehr, was ich vergessen habe. Das schlappe Gefühl in meinen Muskeln und Knochen nach einer ordentlichen Sporteinheit macht mich einfach sehr glücklich und lässt mich gut schlafen.

Mein Fokus lag mehr auf Barbesuchen, Feiern und natürlich Lernen!

Das ist ja eine Menge. Wie hat das bei dir angefangen?

Ich bin auf dem Dorf aufgewachsen und habe Baumhütten gebaut, war jeden Tag nach der Schule mit dem Fahrrad am Edersee zum Volleyball spielen und schwimmen. Ich bin immer mit dem Fahrrad zur Schule gefahren. Angefangen nach dem Fahrradführerschein in der Grundschule bei Regen, Schnee und Sonne.

Während des Zivildienstes hatte ich meinen Kletterschein mit einem Kumpel gemacht. Mit Beginn des Studiums ließ der Sport nach. Mein Fokus lag mehr auf Barbesuchen, Feiern und natürlich Lernen *hust*.

(Anmerkung: Edward wirkte in der Interview-Situation eigentlich gar nicht erkältet – der plötzliche Husten muss offenbar mit einer spontanen Verkühlung zu tun haben!).

Erst als ich meine Bachelorarbeit begonnen hatte und ich Rückenschmerzen bekam, fing ich wieder an. Seitdem sind mein Interesse und der Zeitumfang kontinuierlich gewachsen. Ich koche inzwischen sehr gerne gesund und habe mich von Tiefkühlpizzen verabschiedet.

Und was ist ein großes sportliches Ziel, das du mal in Angriff nehmen möchtest?

Im November möchte ich bei „Fingerfood“ im Speicher 1 mitmachen (Boulder-Turnier). Im nächsten Jahr will ich beim Iron Viking mitlaufen. Mit meiner Freundin ziehe ich außerdem regelmäßig diese Challenges durch, z. B. 30-Tage-Bauch-Challenge und Ähnliches. Aber das größte Ziel ist es, nicht einen bestimmten Lauf oder ein bestimmtes Turnier gut zu absolvieren, sondern am Ball zu bleiben und den Sport in meinem Alltag fest zu integrieren.

Wie schaffst du es, alles zeitlich unter einen Hut zu bringen? Beruf, private Projekte, Sport?

Die Zeit nehme ich mir und kann einfach weniger auf der Couch rumliegen. Die Sport-Sachen sind feste Termine für mich. Die Projekte, die ich privat entwickle, kommen tatsächlich etwas zu kurz und nehmen dadurch leider auch oftmals keine Fahrt auf. Das sind Dinge, bei denen ich beispielsweise neue Technologien ausprobiere, für die ich auf der Arbeit keine Zeit habe.

Was trinkst oder isst du, das dir die nötige Power gibt?

Ich esse nach jedem Training meine eigene Quarkkreation. Magerquark in den Mixer, oben drauf Bananen, ein paar TK Himbeeren, Erdbeeren, dann noch Skyr (isländischer Magerquark). Alles mixen und dann noch alle Früchte, die ich noch daheim habe, reinschnippeln. Das ist supersüß, da brauche ich nach dem Training keine Schokolade mehr.

Zum Schluss: Welche Blogs/Webseiten liest du?

Ich lese jeden Morgen sehr gerne den Newsletter von Blendle und natürlich Smashing Magazine. Das ist bei mir ein Garant für „Aha“ und „Oho“.


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