Dieser Artikel ist aus der Reihe „Wir stellen uns vor“, in der wir alle Mitarbeiter im Palasthotel einmal vorstellen möchten. Die Interviews hat Ute Mündlein geführt und verschriftlicht, mit der wir ganz besonders gerne zusammen arbeiten. Wir veröffentlichen die Texte „in order of appearance“ der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in der Firma.
An Ben den Jüngeren, mehr gleich zu Beginn, wird man sich als Festivalgänger*in erinnern. Party-Mönch oder Hähnchen-Mütze, alles schon da gewesen. Warum er das macht und wie er auf seine Ideen kommt, erzählt er im Interview. Auch, wie es dazu kam, dass Apple seine Bookmarks-App unter anderem zur „App des Tages“ auserkoren hat und wie sich das auf die Downloadzahlen auswirkt. Viel Spaß beim Lesen.
Zu Beginn die Frage: Wie klappt es eigentlich, dass ihr zwei Bens beim Palasthotel habt? Gibt es da keine Verwechslungen?
Es hat sich eingebürgert, Ben der Jüngere und Ben der Ältere zu sagen. Das hat sich Ben der Ältere in Anlehnung an Lucas Cranach ausgedacht (lacht).
Du hast zunächst ein paar Semester Geoinformatik studiert, wie kam es dazu?
Seit frühester Kindheit habe ich Interesse an Geographie. Vor dem Studium hatte ich allerdings noch eine Ausbildung als Fachinformatiker absolviert. Das hat Spaß gemacht, war aber reine Wirtschaftsinformatik und mir auf Dauer zu trocken.
Geoinformatik hat sich dann angeboten, weil es in meiner Heimatstadt Münster einen Studiengang dazu gab und noch gibt. Er war allerdings sehr auf Forschung fokussiert, neben Geographie wurden beispielsweise Landschaftsökologie und weitere Inhalte vermittelt, die mich weniger interessiert haben. Mich begeistert Geoinformatik als solches.
Was da genau?
Zunächst alles, was mit Kartographie zu tun hat. Beispielsweise in Richtung Netzpläne und wie man so etwas digital abbilden und optimieren kann. Die Bahn-App ist ein super Beispiel.
Was mich auch interessiert, ist, wie man Inhalte aus dem Bereich zugänglich machen kann. In fast jeder App hat man ja heutzutage Geo-Informationen drin, etwa bei Fotos, die man mit dem Handy aufnimmt.
Während des Studiums – 2008/2009 – kam auch das Thema App-Entwicklung auf. Einige können sich noch erinnern: Das war die „Goldgräber-Zeit“, als die ersten iPhones rauskamen und man das erste Mal Apps dafür entwickeln konnte.
Da waren einerseits die Apps, bei denen die Usability nicht so toll war, andererseits solche, die es viel, viel besser machten. Bis heute interessiert mich: Wie kann man das technisch so umsetzen, dass es besser ist und was macht überhaupt ein gutes User-Interface aus? App-Entwicklung oder Ähnliches, das war leider im Geoinformatik-Studium nicht vorgesehen.
Mich interessiert: Was macht ein gutes User-Interface aus?
Bevor wir weitermachen: Was ist für dich eine App, bei der du sagst: wow!
Das Paradebeispiel ist natürlich Things, eine To-do-App im Apple-Ökosystem. Things setzt für mich Maßstäbe, was Usability angeht. Da passt einfach alles bei der App.
Zurück zum Studium …
Nach ein paar Semestern habe ich das Studium der Geoinformatik abgebrochen und bin nach Bielefeld gegangen, um dort Medieninformatik zu studieren. Das hat tatsächlich zu 100 Prozent gepasst.
Und nach dem Abschluss hast du dann bei Palasthotel angefangen?
Nein, ich habe vorher unter anderem noch einen Abstecher bei einem Start-up gemacht. Ich war dort der technische Ansprechpartner und habe auch geholfen, die App zu entwickeln.
Was war die Idee?
Eine Art Doodle für Gruppenreisen. Für alle, die gemeinsam mit Freunden verreisen möchten, sich aber nicht auf ein Ziel einigen können. Es gibt gewisse Kriterien, wie „Wir möchten unbedingt in die Sonne. Wir haben aber nur maximal X Euro Budget und wollen nur drei Tage weg.“ Ein Algorithmus hat dann mögliche Urlaubsziele vorgeschlagen. Leider hat die Idee nicht gezündet, aber ich habe in jedem Fall viel gelernt.
Danach habe ich mein Studium fertiggemacht, eine Zeit lang als Freelancer Apps auch für Palasthotel entwickelt, bis das 2019 in eine Festanstellung umgewandelt wurde.
An welchen Projekten hast du beim Palasthotel bislang mitgearbeitet?
Für „Chat von gestern Nacht“ habe ich die iPhone-App gebaut. Außerdem die Nephron-Diät-Coach-App. Das ist ein Ernährungsberater/-tracker speziell für Diabetes- und Dialysepatient*innen. Daneben betreue ich beispielsweise die EatSmarter-App, eine Rezeptsammlung.
App des Tages – plötzlich waren es 7.500 Downloads am Tag
Apropos Apps, du hast privat 2020 eine Bookmarks-App entwickelt, die sogar von Apple gefeatured wurde.
Ja, das war eine wilde Geschichte. Mir war meine Lesezeichen- und Später-Lesen-Liste schon immer zu unaufgeräumt. Ich wollte sie in Sammlungen organisieren und durchsuchen können. Und das als App auf dem iPhone, dem iPad und bald auch noch auf dem Mac.
Wenige Wochen nach dem Release hat sich jemand von Apple bei mir gemeldet. Die haben tatsächlich ein Redaktionsteam, das wohl gezielt nach neuen Veröffentlichungen sucht. Sie meinten: „Wir überlegen, ob wir das featuren. Schick uns mal ein paar Promo-Grafiken.“ Ein paar Wochen später gab es im App-Store einen Banner mit meiner App. Außerdem hat Apple Bookmarks kürzlich auch zur “App des Tages” gekürt.
Macht sich das an den Downloadzahlen bemerkbar?
Ja. Ich hatte bis dato täglich 20, 30 Downloads. In erster Linie wollte ich die App ja für mich und habe daher keine Promo dafür gemacht. Plötzlich waren es um die 7.500 am Tag. Das geht aber auch schnell wieder runter.
Das Tolle bei Festivals ist für mich, aus dem Alltag ausbrechen zu können.
Machen wir einen großen Schwenk: Ich habe Fotos von deiner Festivalkleidung gesehen, super kreativ. Wie kam es dazu?
Das ergibt sich. Das Tolle bei Festivals ist für mich, dass du aus dem Alltag ausbrechen kannst. Es ist so ein bisschen wie Karneval. Ich halte mich sonst für einen ziemlich langweiligen Menschen. Aber bei Festivals gehört es für mich dazu, irgendwie „dämliche“ Accessoires mitzunehmen, die man im Alltag nicht dabei hat. Ich bin jahrelang mit einer Hähnchen-Mütze rumgelaufen. Mittlerweile habe ich eine Kapitänsmütze auf.
Du warst auch schon Priester, oder?
Mönch. Ein Freund und ich waren jahrelang die Party-Mönche. Er hatte aus einem Ein-Euro-Shop zehn Mönchskostüme mitgebracht. Bei Rock am Ring sind immer auch Vertreter von kirchlichen Jugendorganisationen vor Ort. Denen haben wir dann auch einen Besuch abgestattet und mit ihnen gequatscht. Das fanden die total lustig.
Plant ihr die Kostüme im Voraus?
Wir planen relativ selten. Vieles ergibt sich aus der Stimmung heraus. Vor dem Festival fahren wir zu einem Ein-Euro-Shop und kaufen irgendwelchen Trash ein. Etwa ein Hundespielzeug, so ein Plastikschwein, das quietscht, wenn man drauf drückt.
So etwas nehmen wir mit. Irgendwann kommt der Moment, an dem wir denken: Ja, jetzt brauchen wir genau das und zum Glück haben wir es dabei.
Auf wie vielen Festivals warst du schon?
40 bis 45.
Dann hast du bestimmt auch Tipps, zu welchen Festivals man unbedingt gehen sollte, oder?
Das Open Flair in Eschwege ist auf jeden Fall ein super Geheimtipp. Eine Mischung aus großem Volksfest, Familienfest und Festival. Rock, Pop, Electro, Hip-Hop – alles dabei.
Das DEICHBRAND-Festival in Cuxhaven kann ich auch sehr empfehlen. Das ist eine etwas kleinere Version vom Hurricane Festival und wird auch vom gleichen Veranstalter organisiert. Wer also Hurricane aufgrund der Größe nicht mag, das sind immerhin 80.000 Leute und mehr, sollte nach Cuxhaven fahren. Ähnliches Programm und Bands: Rock, Pop, ein bisschen Hip Hop, ein bisschen Electro.